Guttation ist ein Phänomen, bei dem Tropfen aus Flüssigkeit an den Rändern oder Spitzen von Blättern sichtbar werden. Diese Flüssigkeitströpfchen sind nicht einfach nur Wasser, sondern enthalten eine Reihe von gelösten Mineralien und anderen organischen Substanzen. Die Guttation tritt typischerweise in den frühen Morgenstunden oder spätabends auf, wenn die Umgebungsbedingungen, wie hohe Bodenfeuchtigkeit und niedrige Transpirationsraten, gegeben sind.

Physiologische Grundlagen der Guttation

Der Prozess der Guttation beginnt an der Wurzel der Pflanze, wo Nährstoffe und Wasser aus dem Boden aufgenommen werden. In der Nacht, wenn die Transpiration durch die Stomata wegen des Fehlens von Sonnenlicht minimal ist, kann es vorkommen, dass die Wurzeln mehr Wasser absorbieren, als die Pflanze durch Transpiration verlieren kann. Diese übermäßige Wasseraufnahme führt zu einem Zustand, der als Wurzeldruck bezeichnet wird.

Der Wurzeldruck bewirkt, dass Wasser entlang des Xylems, des wasserleitenden Systems der Pflanze, nach oben gedrückt wird. An den Blattspitzen oder -rändern finden sich spezielle Strukturen, die als Hydathoden bekannt sind. Diese Hydathoden sind Porositäten oder Öffnungen, die das in den Blättern unter Druck stehende Wasser ausstoßen, welches die Pflanze nicht transpirieren kann. Das resultierende Wassertröpfchen ist die Guttation.

Ökologische und physiologische Bedeutung der Guttation

Ökologisch gesehen kann Guttation verschiedene Funktionen erfüllen:

  1. Druckausgleich: Durch die Abgabe von überschüssigem Wasser hilft Guttation dabei, den inneren Wassergehalt und Druck der Pflanze zu regulieren, was besonders bei feuchten Bodenbedingungen notwendig ist.
  1. Ausscheidung von Lösungsmitteln: Neben reinem Wasser können auch gelöste Mineralien und andere Substanzen über die Guttation ausgeschieden werden. Dies kann der Pflanze helfen, ein Gleichgewicht ihres inneren Mineralhaushaltes aufrechtzuerhalten.
  1. Krankheitsabwehr: Manche Pflanzen nutzen Guttationstropfen, um antimikrobielle Substanzen auszuscheiden, welche die Blattoberfläche vor Pilz- und Bakterienbefall schützen können.
  1. Anziehung von Nützlingen: Die Guttationströpfchen können für bestimmte Insekten attraktiv sein, die wiederum Schädlinge von den Pflanzen fernhalten.

Mögliche Nachteile der Guttation

Obgleich Guttation eine effektive Strategie für Pflanzen darstellt, um unter bestimmten Bedingungen ihren Wasser- und Nährstoffhaushalt zu regulieren, kann sie unter Umständen auch nachteilige Auswirkungen haben:

Nährstoffverlust: Das durch Guttation ausgeschiedene Wasser enthält gelöste Mineralien und Nährstoffe. Wenn Pflanzen über einen längeren Zeitraum regelmäßig guttieren, können sie dadurch wertvolle Nährstoffe verlieren, was zu Mangelerscheinungen führen kann, vor allem wenn der Boden nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgt ist.

Erhöhtes Krankheitsrisiko: Feuchtigkeit fördert das Wachstum von Pilzen und Bakterien. Die konstant feuchten Bereiche an den Blatträndern, an denen Guttation auftritt, können somit ein günstiges Mikroklima für die Entwicklung von Krankheitserregern schaffen. Besonders in Gewächshäusern oder bei dichtem Pflanzenbewuchs, wo die Luftzirkulation eingeschränkt ist, kann dies ein Problem darstellen.

Attraktivität für Schädlinge: Einige Schädlinge, wie etwa Blattläuse, werden von den Zuckeranteilen in den Guttationstropfen angezogen. Dies kann zu einem Befall führen, wodurch die Pflanze nicht nur direkten Schaden erleidet, sondern auch anfälliger für Virusübertragungen durch diese Insekten wird.

Ungleichmäßige Guttation: In einigen Fällen kann die ungleichmäßige Verteilung der Guttationstropfen auf den Blattoberflächen zu einer ungleichmäßigen Verdunstung führen, was wiederum lokale Trockenstressbereiche auf den Blättern verursachen kann, insbesondere in sonnigen Bedingungen.

Verschmutzung und Verbrennungen: Da Guttationstropfen auch gelöste Stoffe enthalten, können sie beim Trocknen Rückstände auf der Blattoberfläche hinterlassen. In direktem Sonnenlicht können diese Rückstände wie eine Lupe wirken und Verbrennungen oder Flecken auf den Blättern verursachen.

Zusammenfassend ist Guttation ein natürlicher Vorgang, der eine Reihe von ökologischen Funktionen erfüllt, bei ungünstigen Umständen jedoch auch potenzielle Nachteile für die Pflanzengesundheit mit sich bringt. Deshalb ist es wichtig, die Umweltbedingungen sorgfältig zu steuern, um negative Auswirkungen der Guttation zu minimieren.