Rhizome sind unterirdische, meist waagerecht wachsende Sprossachsen von Pflanzen, die der Speicherung von Nährstoffen dienen und es der Pflanze ermöglichen, neue Triebe zu bilden sowie sich vegetativ zu vermehren. Diese Speicherorgane besitzen oft verdickte Bereiche, in denen Stärke, Proteine und andere Reservestoffe eingelagert werden. Rhizome sind von Bedeutung, da sie der Pflanze helfen, ungünstige Umweltbedingungen wie Frostperioden oder Dürren zu überstehen und danach wieder auszutreiben.
Darüber hinaus können aus den Knoten, die an den Rhizomen sitzen, neue Sprosse und Wurzeln entstehen, die zur Etablierung neuer Pflanzenindividuen führen. Dies ermöglicht die vegetative oder ungeschlechtliche Vermehrung, indem Teile des Rhizoms abgetrennt und zu neuen Pflanzen heranwachsen. Rhizome tragen somit wesentlich zur Ausbreitung und Kolonisierung von Flächen durch bestimmte Pflanzenarten bei.
In der Botanik sind Rhizome auch von wissenschaftlichem Interesse, weil ihr Wachstumsmuster und ihre Funktionen Einblicke in die Anpassungsfähigkeit von Pflanzen an verschiedene Umweltbedingungen und deren evolutionäre Strategien bieten.
Funktionen in Bezug auf die Pflanzenstruktur
Rhizome können nach ihrer Wuchsform und Funktion unterschiedlich klassifiziert werden. Hier sind einige gängige Arten von Rhizomen und ihre spezifischen Funktionen:
- Kriechende Rhizome (stolonifere Rhizome): Diese Rhizome wachsen horizontal in oder knapp unter der Bodenoberfläche. Sie sind oft dünn und ermöglichen es der Pflanze, sich schnell räumlich auszubreiten, indem an den Knotenpunkten neue Pflanzenteile entstehen. Beispiele dafür sind der Kriechende Hahnenfuß oder Erdbeerpflanzen, die durch Ausläufer (eine Form von stoloniferem Rhizom) neue Klone bilden.
- Kompakte Rhizome: Diese Rhizome wachsen ebenfalls horizontal, sind aber kürzer und dicker, da sie große Mengen an Reservestoffen speichern. Sie liefern der Pflanze die Energie, die benötigt wird, um nach einer Ruheperiode wieder auszutreiben. Ingwer und Kurkuma sind Beispiele für Pflanzen mit kompakten Rhizomen.
- Steigende Rhizome: Manche Rhizome wachsen schräg nach oben und können auch oberirdische Triebe bilden. Sie ermöglichen es der Pflanze, ihre Wuchshöhe zu erhöhen und in dichter Vegetation Licht zu erreichen.
- Sinkende Rhizome: Bei dieser Form wachsen Rhizome zunächst horizontal und neigen sich dann abwärts in tiefere Bodenschichten. Mit der Zeit können ältere Teile im Boden abstehen, während jüngere Teile nach oben wachsen und neue Triebe bilden. Dies dient der Pflanze zur Erschließung neuer Ressourcenbereiche und zur Vermeidung von Konkurrenz.
- Verzweigte Rhizome: Diese Rhizome bilden ein komplexes Netzwerk unter der Erde. Sie sind oft stark verzweigt und können so eine größere Pflanzenmasse unterstützen. Viele Gräser, wie z.B. Bambus, haben verzweigte Rhizome, die zur Festigkeit und Stabilität der Pflanze beitragen.
Unabhängig von der spezifischen Form unterstützen alle Rhizome die Pflanze, indem sie als Reservoirs für Wasser und Nährstoffe dienen, die ungeschlechtliche Vermehrung ermöglichen und der Pflanze helfen, sich an variierende Umweltbedingungen anzupassen. In ökologischer Hinsicht tragen Rhizome zur Stabilisierung des Bodens bei und können auch in der landwirtschaftlichen Praxis oder im Gartenbau genutzt werden, um gezielt Flächen zu begrünen oder neue Pflanzen zu kultivieren.
Die unsichtbaren Helden der Erosionskontrolle
In zahlreichen Ökosystemen weltweit spielen Rhizome eine entscheidende Rolle bei der Erosionskontrolle und Bodenstabilisierung. Diese unterirdisch wachsenden Pflanzenteile wirken wie ein natürliches Netzwerk, das Erdreich zusammenhält und den Verlust wertvoller Oberbodenschichten durch Wind und Wasser verhindert.
Rhizome, die horizontal unter der Erdoberfläche wachsen, sind besonders effektiv in der Verankerung von Bodenteilchen. Durch ihr Wachstumsmuster und die Fähigkeit, an ihren Knotenpunkten neue Sprossen und Wurzeln zu bilden, schaffen sie ein dichtes Geflecht, das die Bodenteilchen physisch miteinander verbindet. Dieses Netz aus Wurzeln und Rhizomen fungiert als Barriere gegen die natürliche Verlagerung von Bodenmaterial, die unter anderem durch Oberflächenabfluss von Regenwasser oder durch Wind verursacht wird.
In grasbewachsenen Ökosystemen, wie Prärien und Savannen, sind es vor allem die Rhizome der Grasarten, die eine entscheidende Rolle bei der Bodenbindung spielen. Sie verleihen dem Erdreich eine Struktur, die es selbst bei starken Niederschlägen oder bei Wind kaum erlaubt, abzutragen. So wird eine Abtragung der fruchtbaren Bodenschichten verhindert, was für die landwirtschaftliche Nutzung essentiell ist.
In Küstengebieten sind es die Rhizome von Pflanzen wie Strandgräsern und anderen halophilen (salztoleranten) Arten, die mit ihrem robusten Wurzelwerk dazu beitragen, Dünen zu stabilisieren und so den natürlichen Schutz vor Sturmfluten und Erosion durch Wellen und Gezeiten zu stärken.
Sogar in Wäldern haben Rhizome eine wichtige Funktion. Hier tragen sie vor allem im Unterholz zur Stabilität der Bodenschicht bei. Sie verhindern das Abgleiten von Erdreich an Hängen und schützen so vor Erdrutschen, die durch Entwaldung oder heftige Niederschläge ausgelöst werden können.
In städtischen Gebieten und auf Baustellen, wo die Bodenstruktur oft gestört ist, können Pflanzen mit kräftigem Rhizomwuchs eine Schlüsselrolle bei der Renaturierung und beim Schutz vor Bodenerosion einnehmen. Durch gezielte Bepflanzung mit rhizomtragenden Pflanzen können Böschungen gesichert und die Abtragung von Boden durch Regen vermieden werden.
Die Funktion von Rhizomen im Kampf gegen die Erosion ist somit vielfältig und ökosystemübergreifend. Ihr unauffälliges, aber effektives Wirken im Untergrund etabliert sie als kritische Komponente im Erhalt von Landschaften und in der Umweltplanung. Minuten wie Rhizome spielen daher nicht nur für das Wachstum und die Vermehrung von Pflanzen eine wichtige Rolle, sondern sind auch maßgeblich an der Aufrechterhaltung der Stabilität und Fruchtbarkeit unserer Böden beteiligt.